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#begegnungen - Torben

Torben
Interview-Partner: Torben [Illustrator]

🐧 Hallo Torben, du hast neben deinem Studium für Jung von Matt illustriert, als Arbeitgeber sicherlich ein interessanter Name, aber du warst frisch in der Arbeitswelt, gab es so etwas wie eine spannende vielleicht prägende Geschichte in der Zeit?

🐭 Da gibt es unzählige Geschichten… Die Werbewelt ist doch etwas chaotischer und hektischer als die Hochschulwelt. Gleich in der ersten Woche hatte ich einen Job eines großen, hochpreisigen Möbelherstellers auf dem Tisch. Und war heillos überfordert. Bis spät in die Nacht habe ich Möbeldesigner portraitiert. Daneben die von ihnen erdachten Möbel gezeichnet. Die ganze Zeit dachte ich mir, dass es unmöglich sei, in so kurzer Zeit ein geradezu renaissancehaftes Gruppengemälde zu erstellen. Selbst digital nicht. Wie sich später herausstellte, sollte es eigentlich nur ein schneller Layout-Entwurf sein, um dem Kunden die Idee schmackhaft zu machen. Das Briefing war hier aber nicht ganz eindeutig. Und so startete ich meinen Job mit dem Gefühl, absolut fehl am Platz und überfordert zu sein. Danach habe ich mich aber flott einarbeiten können und mich an das hohe Tempo und die stakkatohaft auftauchenden Aufträge gewöhnt.

🐧 Auch auf deiner Homepage habe ich ein Aquarell entdeckt, das Portrait von Helge Schneider. Bist Du Fan oder gibt es noch eine Geschichte zu dem Bild?

🐭 Hinter dem Portrait steckt leider keine spannende Anekdote. Es ist noch im Studium entstanden, im Rahmen eines Medien-Illustrationskurses. Ziel war es, Zeitungsartikel der Süddeutschen Zeitung zu bebildern. Es gab auch einen Draht zur Redaktion, also die Chance, dort einen Fuß in die Tür zu bekommen. Für diese Übung suchte ich mir ein etwas absurdes Interview mit Helge Schneider aus. Erst kurz zuvor hatte ich mein Erwachen was Helge Schneiders Humor betrifft. Irgendwann nachts sah ich ein völlig abstruses Gespräch mit ihm als Beethoven bei dctp-TV und habe Tränen gelacht. Daher war er als Vorlage erste Wahl. Portraits waren zudem schon länger ein Steckenpferd von mir und ich hoffte, dass die Portraitmalerei – ob für private Auftraggeber oder Zeitungsverlage – ein gutes Standbein im späteren Berufsleben sein könnte. Ich habe natürlich auch an mein Portfolio gedacht.

🐧 Darf ich mir Deinen Arbeitsalltag so vorstellen, dass du deine acht Stunden mit Zeichnen oder schreiben verbringst?

🐭 Ich glaube, ich zähle eher zu den strukturierten Zeitgenossen. Anders würde ich zum Beispiel meine recht umfangreichen Mäuseabenteuer auch nicht hinbekommen. Das Maß der Struktur schwankt aber. In der Ideenfindungs- oder Skizzenphase bin ich eher unruhig, zeichne hier mal eine Bildidee auf oder notiere dort ein paar Textfetzen. Hier ist auch mein Tagesablauf unstrukturiert. Sobald sich aber eine Idee verfestigt hat und sich die Grundzüge einer Geschichte abzeichnen, arbeite ich auch zielstrebiger. Dann entsteht in kurzer Zeit ein Storyboard der Geschichte und ich beginne mit dem Schreiben. Nun werden die Arbeitstage lang. In den Feierabend geht es erst, wenn ich mit dem Tageswerk einigermaßen zufrieden bin. Noch schlimmer wird es in der letzten und zeitintensivsten Projektphase – während der die Illustrationen gemalt werden. Zehn bis zwölf Stunden können es hier schon mal im Atelier werden. Ich versuche aber den Morgen und Vormittag zu nutzen, bevor ich ins Atelier aufbreche. Mein Arbeitstag ist also eher 12 bis 22 Uhr, statt 9 bis 17 Uhr.

🐧 Ein habe ich noch, zu Deinen Arbeiten, die Du auf deiner Homepage präsentierst, unter Storyboard gibt es ein paar Bilder eines roten Mercedes, was verbirgt sich da hinter?

🐭 Ich weiß nicht, ob man die Geschichte hinter dem genannten Mercedes-Storyboard wirklich als spannend bezeichnen kann. Aber zumindest ist sie interessant. Mercedes-Benz war seinerseits Kunde bei Jung von Matt, so dass häufiger mal solche Projekte auf meinem Schreibtisch landeten. Bei diesem Projekt hatte ich ungewöhnlich viele Freiheiten. Es sollte ein Prospekt für ein AMG-Mercedes-Modell gestaltet und ein Fotoshooting vorbereitet werden. Das Kreativteam wünschte sich einen cineastischen Look, der an Filme wie Batman oder Sin City erinnern sollte. Die Kompositionen und Szenen konnte ich mir recht frei ausdenken. Für die Kolorierung nutzte ich dann auch nicht die üblichen, digitalen Farben, sondern echte Aquarelltexturen, die ich zuvor eingescannt hatte. Der Kunde war sehr zufrieden. Die Motive wurden in CGI und per Fotografie umgesetzt, aber das „glatte“ Ergebnis irritierte. Wie sich herausstellte, hatten sich die Auftraggeber in meine „schmutzigen“ Aquarellstrukturen verliebt. Diese mussten dann auch noch irgendwie in den finalen Katalog hinein.

🐧 Jetzt möchte ich noch mal tiefer in Deine Arbeit einsteigen. Aquarell, Bleistift, aber auch Acryl- und Ölfarben nutzt Du für Deine Werke. Nicht zu vergessen, dass Du genauso digital arbeitest. Aber wie kombinierst Du das?

🐭 Ich arbeite mittlerweile fast hauptsächlich wieder analog. Das digitale Zeichnen und vor allem Kolorieren waren insbesondere bei zeitknappen Werbejobs notwendig. Bei meiner Kinderbucharbeit nutze ich aber ausschließlich klassische Techniken, vor allem eine Kombination aus feiner Bleistift- und Finelinerzeichnung mit Aquarellfarben. So sind bisher alle meine Bücher im NordSüd Verlag entstanden. Für viele meiner Kolleg*innen ist der Faktor Zeit immer ein starkes Argument für die digitale Arbeit. Allerdings bin ich mit Bleistift und Aquarell mittlerweile auch recht flott, insbesondere in der Skizzenphase. Nur beim Feinschleifen eines Motivs oder bei kleinen Änderungen dieser Entwürfe nutze ich dann manchmal das Tablet und den digitalen Stift. Beim Ausarbeiten der finalen Illustrationen liebe ich dann die Haptik von echten Stiften auf Papier, die Unberechenbarkeit der Wasserfarbe und selbst den Geruch von Ölfarben und Malölen.

🐧 Und dann werden die Bilder eingescannt?

🐭 Ja, Zeichnungen und Aquarelle werden eingescannt. Das erledige ich in der Tat selber mit einem üppigen DinA3 Scanner von Epson. Dieser ist sicherlich das kostspieligste Equipment, das ich mir bisher zugelegt habe. Aber dadurch gewinne ich viel Zeit, aber nicht unbedingt für die Nachbearbeitung. Im Idealfall müssen nur eine kleine Farboptimierung und eine Kontrastkorrektur vorgenommen werden; eine vorgespeicherte Routineaktion. Retuschen kommen zum Glück nur ganz selten vor. So kann ich aber gleich die Illustrationen in das Buchlayout einbauen. Das Buch setze ich selber, ebenso übernehme ich das Design. Der Verlag bekommt am Ende ein fast fertiges Dokument, geht dann aber natürlich noch einmal alles durch und korrigiert meine hoffentlich nur dezenten Satz- und Gestaltungsfehler. Lediglich bei Arbeiten auf Leinwand oder Holzplatte müssen andere Reproduktionswege gefunden werden.

🐧 Brauchst Du einen Kaffee, um in den Tag zu starten?

🐭 Definitiv Kaffee – auch in etwas ungesunden Mengen. Zwei bis drei Becher sind es im Laufe des Vormittags und frühen Nachmittags. Dann wird eine magische Schwelle überschritten. Ab einer gewissen Zeit nachmittags verlässt mich der Kaffeedurst schlagartig. Ab dann ist auch Tee interessant.

🐧 Wie bist Du auf die Idee gekommen Bilderbücher zu erschaffen, die sowohl für Kinder wie auch für Erwachsene sind?

🐭 Das war nicht unbedingt geplant. Ich bin lange davon ausgegangen, dass mein Diplomprojekt „Lindbergh“ mein einziges Bilderbuch werden würde. Dieses Buch war zunächst auch nur für wenige Augen bestimmt, insbesondere für die meiner Prüferinnen und Prüfer. Die Hoffnung, dass meine Geschichte später verlegt werden könnte, war nicht sehr groß. Daher habe ich auch keine Überlegungen betrieben, wer die Zielgruppe für diese Geschichte sein könnte. Definiert habe ich mein Publikum mit einem Satz in meiner Diplomarbeit. „Lindbergh“ sollte ein Buch sein, das mir selbst als Grundschulkind gefallen hätte, dem ich aber auch als Erwachsener noch etwas abgewinnen kann. So entstand die Idee, die etwas abstruse Geschichte einer Maus mit realistischen und düsteren Bildwelten zu kombinieren. Hätte ich alles auf eine Verlegung gesetzt, wäre das Buch sicherlich etwas gefälliger gestaltet worden. So war die ungewöhnliche Optik plötzlich ein Alleinstellungsmerkmal.

🐧 War Dir das mit den Berühmtheiten Lindbergh, Armstrong, Einstein und Co. klar, dass diese Bücher so gut ankommen werden?

🐭 Nein. Wie schon gesagt, bin ich nicht einmal davon ausgegangen, dass „Lindbergh“ einen Verleger finden könnte. Der große Zuspruch und Erfolg hat mich dann völlig überrascht. Es zeigte sich, dass ich da ein Formel entdeckt hatte, die bei vielen gut funktionierte: Eine umfangreichere Erzählung, klassische und detailversessene Illustrationen und eine gehörige Portion Technik- und Geschichtsinteresse. Bei „Armstrong“ war ich tatsächlich zuversichtlicher als beim ersten Band. Immerhin hatte ich nun schon etwas Bucherfahrung und konnte einige meiner gestalterischen Ansätze verfeinern. Außerdem war ich geradezu euphorisch, da die Puzzleteile der Handlung nahezu perfekt ineinander passten. Die Frage war nur, ob das Interesse an einem zweiten Mäuseabenteuer überhaupt da war? Zum Glück war es das. Bis heute bin ich aber nicht ganz sicher, inwiefern die Titel – und Referenzen auf Persönlichkeiten der Geschichte – wirklich ein Zugpferd sind. Mein Gedanke dahinter ist natürlich, einen Namen in den Raum zu werfen, der mit einigen Assoziationen daher kommt. Und die Geschichte soll dann ein Stück weit überraschen, sobald man feststellt, dass hier eine Maus ein Abenteuer erlebt und erst ganz zum Schluss eine Pointe den Titel erklärt.

🐧 Gibt es einen Blick in die Glaskugel, hast Du vielleicht auch eine Geschichte mit einer berühmten Frau, die Du mit Mäusen erzählen möchtest?

🐭 Hier zeigt sich, dass ich mir seeehr viel Zeit beim Beantworten der Fragen gelassen habe. Mit dem Bilderbuch „Earhart“ ist im letzten Herbst tatsächlich das erste Mäuseabenteuer mit einer Namenspatronin erschienen, passend zum zehnjährigen Jubiläum der Reihe. Und es war mir auch ein großes Anliegen, das nun endlich umsetzen zu können. Wer weiß, wie es weitergeht? Aktuell bin ich in einer kleinen Mausepause. Aber die Arbeit an einem weiteren Mäuseabenteuer startet bestimmt irgendwann. Da verstecken sich sicherlich noch viele Mäuse in der Geschichte der Welt.

🐧 Ich bin auf jeden Fall gespannt. Dann möchte ich einfach die Mausespause nutzen und Dich zum Abschluss dieses Pinguin Interviews fragen, welches Tier Dir aus unserer Kinderbuchgeschichte am besten gefällt?

🐭 Kalle, der Pinguin, ist natürlich klasse! Aber meine finale Wahl fällt auf den charmanten Löwen. Vielleicht, weil ich bei meinem letzten Mäuseabenteuer Löwen eine wichtige Rolle gespielt haben…

Homepage von Torben Kuhlmann
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